Strolch als süßes »Kekstattoo«

Anna Dziedzic kreiert den Lauterbacher Helden aus Zuckerguss

Lauterbachs bekanntester Junggeselle, der Strolch, spricht sogar über Landesgrenzen hinweg die Frauen an. So auch Anna Dziedzic aus Lodz, die ihm ein sü.es Denkmal gesetzt hat. Seit 1999 besucht Anna Dziedzic mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern regelmäßig Lauterbach. Da blieben ihr die Stadtgeschichte, der Lauterbacher Strolch und die Accessoires aus dem „designbüro“ natürlich nicht verborgen. Des Weiteren verbindet, dass ihre Heimatstadt einst zu den Textilhoch- burgen zählte. In der guten, alten Zeit nannte man Lodz das „Manchester Polens“. Doch während Lodz zu einer reichen Industriestadt wurde, blieb die Textilindustrie in Lauterbach überschaubar. Was unter anderem blieb, ist die Geschichte vom fleißigen Strumpfmacherburschen, der nach Lauterbach kam, Arbeit suchte und danach erst sein Herz und dann seinen Strumpf verlor. Das kann passieren, wenn einem eifersüchtige Mitstreiter oder enttäuschte Handwerksmeisterinne im Nacken sitzen. Fazit: Der Brad Pitt unter den Strumpfmachergesellen ist und bleibt der Lauterbacher Strolch. Und laut Anna Dziedzic hat der Blondschopf mit seinem smarten Lächeln bis heute nichts von seiner Ausstrahlung eingebüßt. An Weihnachten hatte die Universitätssekretärin

die süße Kunst aus Zuckerguss mit Farben und Pinseln für sich entdeckt.

Ihre Kunstwerke auf Lebkuchenteig stießen im Familien- und Freundeskreis auf große Begeiste-rung. Ihre Kreationen zogen als Werbeaktion für handgemachten Schmuck die Blicke auf sich. Es gibt nichts, was die Keks-designerin nicht auf den abgekühlten Teig zaubern könnte. In Lauterbach stellten Anna Dziedzic und Grafikerin Ute Kirst fest, dass sie für den gleichen Mann und die gleiche Stadt schwärmen.

 

Ein paar Nächte geopfert

Gemeint ist nicht Bürgermeister Rainer-Hans Vollmöller, obwohl der eine Rolle spielt. „750 Jahre

Stadtrechte“ feiert Lauterbach in diesem Jahr – das blieb dem polnischen Lauterbachfan nicht verborgen. Also opferte die Künstlerin aus Lodz ein paar Nächte, in denen Simplicius (Stadtwappen

von Lauterbach) und das Konterfei des Lauterbacher Strolchs auf Lebkuchenteig

herauskamen. So gab es „Plätzchen-Tattoos“

für einen überraschten Ratsherren. Und auch

die Inhaberin des Strolch-Copyrights, Ute Kirst, geht nicht leer aus. Handdesignte „Strolchtaler“ zieren jetzt das Büro im Felsenweg. „Ich finde toll, dass Anna sich jederzeit einen Mann backen kann“, sagt die Grafikerin schmunzelnd und begleitet die Trägerin der „Strolch-am-Herd-Schürze“ ins Rathaus. Zuvor hatte sie sich von deren Finger-fertigkeit und Techniken überzeugt. Vor ihren Augen entstand eine „Strolchfälschung“, die vom Original aus dem Taschenbilderbuch nicht zu unterscheiden ist. „Tattoo auf Lebkuchenteig“ – so lässt sich die Kunst am besten erklären. Ob Mona Lisa, Biene Maja oder die Queen – die Zucker-gussartistin ist sich sicher: „Mit der Strolchschürze um Hals und Hüften, geht alles leicht von der Hand.“ Lauterbachs Bürgermeister Rainer-Hans Vollmöller bedankte sich für das künstlerische Backwerk und versprach, dass keiner die Kunstwerke vernascht. „Wenn das Rathaus renoviert ist, wird sich ein Plätzchen für die ‚Plätzchen‘ finden“, sagte Vollmöller.

 

Gerhard Otterbein

 

Presse   Stroch-am-Herd-Schürze

 

Zuckersüßer Lauterbacher Strolch
20160413-MK-Vogelsberg Wochen-Bote-Titel[...]
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