Spitzbuben und der Strolch bei der Pfarrerin Luise Berroth

Maars Pfarrerin backt für’n Strolch / Luise Berroth versüßt die Adventszeit

Der Weihnachtsmann würde vor Neid erblassen, wenn es ihn gäbe. Zwar spielt er momentan überall die Hauptrolle, aber dank MK zieht der Lauterbacher Strolch aus dem „designbüro“ mal wieder alle Aufmerksamkeit auf sich. Weihnachtsmann und Strolch sind imaginäre Figuren, jedoch haben TV-Showmaster, Politikerin, Bürgermeister, Schulleiter, Kräuterhexe und viele mehr die „Strolch-am-Herd-Schürze“ übergezogen und den Kochlöffel für Ute Kirsts Kunstfigur geschwungen. Das erfüllt die Inhaberin der Werbeagentur mit Stolz.
Und es begab sich zu der Zeit, dass alle Welt von Weihnachten sprach und keiner mehr Zeit für seinen Nächsten hat. Sogar der Strolch, der kulinarische Rumtreiber, bekommt nur „Tut mir leid!“ zu hören, als ihm nach süßen Weihnachtsplätzchen gelüstet. Hausgemachter Weihnachtsstress hält die Türen verschlossen und lässt den Strolch hungrig in der Kälte stehen.
„Ja, ich werde backen: Echte Spitzbuben, Schoko-Orangenplätzchen und „Mohnplätzchen mit Pflaumenmus.“ Luise Berroth stünde es zu, von Zeitknappheit zu sprechen. Sie ist seit 5 ½ Jahren Pfarrerin in den Lauterbacher Stadtteilen Maar und Wernges. Das Pfarrhaus wird zum Backhaus. „Die Rezepte habe ich von einem Kollegen, der jedes Jahr 24 Sorten von Plätzchen backt“, fügt sie an. Ob himmlischer Beistand oder gesegnete Hände – Ute Kirst ist vom Ergebnis auf dem Backblech begeistert. Zumal erstmals der Strolch-Plätzchen-Stempel zum Einsatz kam. Vielleicht schmecken die süßen Backwaren so gut, weil ein kleiner Engel fleißig geholfen hat. Die Tochter von Luise Berroth fungiert zum ersten Mal als Weihnachtsbäckerin. Mond und Sterne haben es ihr angetan. Diese sticht sie geschickt mit ihren kleinen Händen aus und legt den geformten Teig auf das Backblech. Nina (2) versteht den Sinn des Weihnachtsfestes noch nicht. In Zukunft müssen sie und ihre Schwester Henrike (5 ½ Monate) sich daran gewöhnen, dass nicht nur das Christkind, sondern auch Mama an Heiligabend lange arbeiten muss. „Wir werden die Bescherung auf den 1. Feiertag verschieben.“

Ihre Erinnerungen an ihre Kindheit sind noch ganz erfüllt von weihnachtlicher Stimmung. „Nur zu Weihnachten wurde das Puppenhaus und der Kaufladen im Wohnzimmer aufgestellt.“

In der Gemeinde weiß jeder: Pfarrerin Berroth mag ihre „Schäfchen“ und die „Schäfchen“ mögen die Pfarrerin. Die Frau aus Montabaur und ihr Mann Benjamin (gebürtiger Heidelberger) haben sich rasch eingelebt – auch kulinarisch. „Der Unterschied zwischen Kartoffelklößen und Beutelches ist bekannt“, schmunzelt Luise Berroth, die von der Welt einiges gesehen hat, bevor sie in Maar eine Familie gründete. Während manche gerade Mal chinesisch kochen können, kann sich die Pfarrerin fließend in Chinesisch unterhalten. Sprachen haben sie immer interessiert, noch bevor sie Theologie in Kanada studierte, studierte sie Chinesisch in China. „Viel Kitsch und echte Kerzen an Plastiktannen“, erinnert sie sich an ihre chinesische Weihnacht. „Würstchen und Kartoffelsalat organisierte eine schottische Freundin zum Heiligabend.“ Weihnachten in England verbindet Luise Berroth mit Christmas Pudding, Christmas Cake, Turkey und schönen Weihnachtsliedern. In Kanada schmückten sie einen Baum behelfsmäßig mit Schleifen von Geschenkpapier. Zu keinem Zeitpunkt hat die Kosmopolitin Heimweh verspürt. Wichtig scheint es, Weihnachten nicht immer nach dem gleichen Schema zu feiern, sondern die Zeit mit dem richtigen, passenden Menschenschlag zu verbringen. Das ist es, was die junge Luise Berroth mit dem Strolch verbindet, die große Neugier auf das Leben da draußen.

Im Pfarrhaus werden sich beide Elternteile der Berroths am 2. Weihnachtstag einfinden, um mit Kinder und Enkelkinder zu feiern. Rouladen und Spätzle hat sich Benjamin Berroth gewünscht, von dem seine Frau behauptet: „Mein Mann ist meine Geheimwaffe und mein Stilberater.“ Selbst auf die Frage –Wenn Sie den lieben Gott anrufen könnten, was würden Sie ihn fragen?- antwortet sie diplomatisch: „Ich gebe den Hörer meinem Mann, der telefoniert lieber.“

 

Gerhard Otterbein

 

Marktkorb   Stroch-am-Herd-Schürze