Skuddenkotelett und Kräuter aus eigener Zucht

Zugezogener Strolch und Bürgermeisterkandidat Dirk Kurzawa in Lauterbach angekommen

LAUTERBACH. Kennen Sie den Unterschied zwischen Kochlegende Alfred Biolek und Dirk Kurzawa? Biolek hatte beim Kochen immer großen Durst nach Küchenwein und Dirk Kurzawa hat beim Kochen die weitaus größere Weinauswahl. Der Besitzer des „Lauterbacher Weinkontor“ handelt sogar damit und ist der zweite Strolch am Herd unserer Serie. Die Erwartungen an Wein und Menüauswahl waren von Beginn an hoch. „Wer vom guten Geschmack lebt, der muss wissen, wie’s geht“, setzt Ute Kirst voraus. Ihre Stirn legt sich wie immer dann in Fältchen, bevor sie den ersten Bissen ihren Geschmacksnerven überlässt. Wenn sie dann ihre Augen schließt, hat das Gericht mindestens 5 Kochlöffelstrolche verdient. Zuvor aber half die MK-Testesserin dem Gastgeber in die standesgemäße weinrote „Strolch-am-Herd-Schürze“ aus ihrer Kollektion, was Spekulationen hervorrief. Machen Strolchschürzen kochende Männer sexy? „Die Frage kann ich nicht genau beantworten. Fakt ist, ich koche schon gerne mal zu zweit, und die Strolchschürze werde ich in Zukunft dabei anbehalten“, schmunzelt der bekennende Genussstrolch. Seine Devise: Wenig Aufwand – hohe Effektivität, so kocht und geht der Diplomkaufmann gebürtig aus Herten durchs Leben.

Behaupten kann jeder viel - an den Ergebnissen soll man die Strolche messen! Dirk Kurzawa legte sich ins Zeug. Mit dem Begrüßungsdrink –Prosecco mit selbst gemachtem Waldmeistersirup- gelang ihm schon mal die „volle Punktzahl“. Die Spargelcremesuppe, begleitet von einem Grünen Silvaner vom Weingut Paffmann aus der Pfalz, hielt den Pegel auf: Schmeckt gut. Jedoch die Geschmacksbombe ließ der Weinkenner und Hobbykoch mit einem sardischen Rotwein, welcher dem Fass den Boden ausschlug, und Lammkotelett mit Spargel und Kartoffeln in Kräutertrilogie platzen. Die Raffinesse: Thymian fürs Fleisch, Salbei für den Spargel und Rosmarin für die Kartoffel – sonst nur Salz und Pfeffer. Lamm und Kräuter stammten aus eigener Zucht. Was für die MK-Mitarbeiter eine Ehre war, bedeutete für eines seiner Skuddenlämmer (die ostpreußische Skudde gehört zu den ältesten Hausschafrassen) den Tod. Über 40 an der Zahl nennt der „Gelegenheitsschäfer“ sein Eigen. Die
Fleischqualität steht ostfriesischen Dammlämmern an nichts nach. Wein & Mahl waren ganz nach Ute

 

Kirsts Geschmack, so dass die Designerin der Strolchsouvenirs das eindeutige „Mmmmhhh!“ entfuhr.

Was macht einen Strolch aus? „Er isst keine Austern, Froschschenkel oder Schnecken. Und er ist keck, frech, vorwitzig, weltoffen und kann über sich selbst lachen.“ Jeder trägt ein unterschiedliches Strolchbild in sich. „Und da ich in Lauterbach angekommen bin –auch kulinarisch- mache ich bei der Aktion mit.“ Dass man kein falsches Bild von Dirk Kurzawa erhält. Er wurde nicht mit dem goldenen Löffel im Mund geboren. Hausmannskost waren die alltäglichen Genüsse. Da er als Einziger „Saure Nieren“ mochte, fing er mit 11 Jahren als jüngster Spross der Familie zu kochen an. Kein Wunder, dass Blutkuchen von der Metzgerei Otterbein zu seinen Leibspeisen zählt. Von Kartoffelwurst aus Metzgerhand oder Beutelches kann er nicht genug bekommen. Lauterbacher Spezialitäten sind dem Mann aus dem Ruhrgebiet schon lange nicht mehr fremd. Das haben wir den Beweis. Das Gefühl „Wir sind Strolch“ ist nicht nur den gebürtigen Lauterbachern vorbehalten. Natürlich ist es etwas Besonderes, wenn man mit Schrittsteinwasser freiwillig oder unfreiwillig getauft worden ist. Ein Bad in der Lauter kann die zarten Bande zur Fachwerkstadt fester verschnüren. Der Mann aus Herten kann das jederzeit nachholen.

Auf Weinreisen lernt er immer neue Rezepte und Genüsse kennen. Das erweitert den kulinarischen Horizont. Diese Erfahrungen spiegeln sich in seinen Weinevents wider. Diese sind immer rasch ausgebucht.

Dirk Kurzawa hat sich als Kandidat zum Bürgermeisteramt aufstellen lassen. Gibt es sonst noch dunkle Seiten in seinem Leben, die vor der Wahl noch an die Öffentlichkeit müssen? Für einen Frankfurter Kranz könnte er auf die schiefe Bahn geraten. Zum Glück gibt es aber nur wenige Menschen, welche das Rezept der Buttercremetorte in Vollendung beherrschen, dass er dafür eine „Straftat“ begehen würde. Übrigens: Sollte er die Wahl gewinnen, wird das „Lauterbacher Weinkontor“ keinesfalls schließen.

Gerhard Otterbein 

 

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